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Thüringer Museum für Elektrotechnik
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Anfänge der Elektroenergie in Thüringen

Von Siegmar Neuhaus und Walter Schossig, Gotha

Hintergrund

Nachdem Werner von Siemens mit der Erfindung und Entwicklung der Dynamomaschine (1866) die Voraussetzung für eine großtechnische Elektroenergieerzeugung geschaffen hatte, begann in den einzelnen deutschen Landesteilen der Aufbau elektrischer Versorgungsanlagen.

Zuerst waren es die Mühlenbetreiber, die das Energiepotential der Fließgewässer zur Stromerzeugung nutzten. Häufig wurde von diesen Anlagen auch der Energiebedarf angrenzender Haushalte bzw. einzelner Ortsteile mit abgedeckt. Aber auch die Industriebetriebe hatten die Vorzüge der Elektroenergie frühzeitig erkannt und eigene Erzeugungsanlagen – so genannte Blockanlagen – zur Deckung ihres Eigenbedarfs errichtet. Mit dem Bau von Elektrizitätswerken für die Allgemeinheit wurde Anfang der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts begonnen.

Die Entwicklung der Elektrizitätsversorgung in den Thüringer Gebieten von 1877 bis zur Gründung des Landes Thüringen am 01.05.1920 ist aus nachstehender Zeittafel ersichtlich.

Zeittafel

  • 6.11.1877 Färberei "Hirsch" in Gera nimmt eine elektrische Beleuchtungsanlage in einem neuen Fabriksaal in Betrieb. Sie ist damit eines der ersten Unternehmen in Deutschland, dass die neue Energie ausprobiert. Färbermeister Karl-Louis Hirsch hat 1837 die größte Schönfärberei und Appreturanstalt in Gera gegründet. (Quelle: www.gera-chronik.de)
  • 1880 rüstet August Trabert seine Mahlmühle in Mihla (Werra) nördlich Eisenachs mit einem elektrischen Generator aus. 1907 - 1910 baut er auch seine Schneidemühle mit 3 Wasserturbinen zum Elektrizitätswerk aus. Stromlieferung nach Mühlhausen ab 1910 (380 kW,10 kV Drehstrom) (Quelle: www.click.thueringerenergie.de)
  • 1884 Fabrikant Paul Fahr beginnt Wasserkraftnutzung am Wilden Graben in Gotha zur Elektroenergieerzeugung für Beleuchtung. (Quelle: www.stadtwerke-gotha.de)
  • 1885 Ernst Weiß in Langensalza betreibt in der Rasenmühle einer Wollspinnerei eine Elektroenergieerzeugung für Beleuchtung. Ab 1896 erhielt er einen Vertrag zur öffentliche Energieversorgung. (Quelle: www.nbl-badlangensalza.de)
  • In Weimar Schillerstraße wird ein Gasmotor für private Lichterzeugung aufgestellt, ab 1887 auch für das Theater.
  • Die herzöglichen Schieferbrüche in Lehesten errichten eine Dampfmaschine mit Gleichstromgenerator für Beleuchtung; später auch für Antrieb der Förderanlagen.
  • 1887 Erfurt 20 PS Anlage im Bereich Rathaus und Fischmakt zur elektrischen Beleuchtung von Gebäuden, Straßen und Plätzen im Umfeld ; erste öffentliche Beleuchtungsanlage in Thüringen.
  • 1893 Inbetriebnahme des neuen Bahnhofs auf dem Festungswall in Erfurt, mit eigener Elektroenergieerzeugung (Schuckert & Co München)
  • 28.05.1894 Elektrische Straßenbahn in Erfurt (15 km/h; 12,5 km Gleisnetz – Pferdebahn auf Gleisen seit 1883), Kraftstation in der Blücherstraße (heutige Breitscheidstrasse, jetzt Sitz der Stadtwerke Erfurt)
  • 1884 - 1899 Verhandlungen der Stadt zu einem öffentlichen Elektrizitätswerk in Erfurt; Widerstand der Deutschen Continental Gasgesellschaft Dessau, die in Erfurt das Gaswerk mit Netz betreibt.
  • 1888 Seligenthal Kreis Schmalkalden Obere Mühle mit Gleichstomgenerator (August Weber / Johannes Jobst) Mellenbach-Glasbach im Schwarzatal Holzwarenwerk J.M. Krannich beginnt mit der Nutzung der Elektrizität; ab 1906 nach Umstellung auf Wechselstrom für umliegende Ortschaften. Blankenburg Spinnerei Ernst Strickroth Wasserturbine mit Gleichstrom-generator, ab 1897 werden Nachbarbetriebe versogt; 1899 öffentliche Beleuchtung der Stadt.
  • 13.11.1891 Gerberei Carl Güntsche Rudolstadt Strom für Beleuchtung und Antriebe
  • 1891 Beleuchtung des Saalbahnhofes in Jena 8 Bogenlampen, Gleichstrom mit Dampfmaschine
  • 23.08.1892 Weimar - Schwanseestraße; aus zwei Dampfmobilen mit 60 und 40 PS, und ein Gasmotor mit 15 PS, wurden 2600 Glühlampen zu 50 W betrieben
  • 01.01.1892 erste elektrische Staßenbeleuchtung in Gera Speisung aus Centralstation in der Amthorstraße, 3 Dampfmaschinen je 150 PS haben je zwei 275 V Gleichstromdynamos. 22.02.1892 nimmt Straßenbahn Betrieb auf, Gründung war 09.02.1891.
  • 1892 Optische Werke Carl Zeiss Jena 60 PS Dampfmaschine mit Generator für Beleuchtung
  • 01.04.1892 Eisenach E-Werk an der Rennbahn, 2 Dampfmaschinen je 120 PS mit je zwei Gleichstromgeneratoren (110 V) und Batterieanlage
  • 1893 Sanatorium Walsburg bei Ziegenrück
  • 05.12.1893 Suhl Dampfkraftanlage für 70 Glühlampen
  • 1894 Ankerwerke Richter & Cie. Rudolstadt elektrische Werksbahn
  • April 1894 Schmalkalden
  • 1895 Porzellanfabrik Richart Ecker & Co Volkstedt
  • Wurstfabrik Wilhelm Freytag Eisenberg
  • 1898 Mühlhausen zwei liegende Compound Dampfmaschinen je 140 PS, zwei Flammrohrkessel je 90 m² Heizfläche, ein 220V Gs-Generator für Licht und Kraft, ein 500 V Gs-Generator für Straßenbahn 1903 eine 275 PS Dampfmaschine, 1904 eine 400 kW Dampfturbine (Escher Wyss & Co Zürich) eine der ersten in Deutschland.
  • 15.12.1898 Weimar neues E-Werk am Kirschberg, 460 PS aus 4 Gasmotoren durch Siemens Elektrische Betriebe AG Hamburg; am 03.06.1899 fährt die erste elektrische Straßenbahn vom Bahnhof zur Falkenburg
  • 19.03.1901 Probebetrieb des E-Werkes Jena, Dornburger Str. Ecke Nollendorfer Str. 450 PS Dampfmaschine mit 250 und 150 kW Dynamos; ab 06.04.1901 Straßenbahnbetrieb; 01.01.1902 Gründung der Jenaer Elektrizitätswerke AG - JEWAG – ab 1908 Wechselstromerzeugung
  • 01.10.1901 geht die Central Station in Erfurt Radowitzstr. (jetzt Iderhoffstr.) in Betrieb 1904 und 1905 um weitere Ausbaustufen auf 8 Kessel erweitert.
  • 01.4.1902 Gispersleben Max Lange erwirbt das Wasserrecht der Rostmühle in Gipersleben-Kiliani, baut ein Wasserkraftwek und versorgt 8 Ortschaften über eine 3000 V - Leitung.